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Von Eckhard Schwabe
Wie soll und kann es in der Hotellerie und Gastronomie hinsichtlich der Personalgewinnung voran gehen? Diese und weitere Fragen wurden am 20. Januar im Neuwieder Food Hotel zwischen der IHK Koblenz und Vertretern aus der Hotellerie und Gastronomie diskutiert und neue Modelle und Möglichkeiten für die Personalgewinnung vorgestellt.
Fotos: Eckhard Schwabe
Neuwied. IHK-Regionalgeschäftsführer Martin Neudecker führte gleich zu Beginn aus, dass die Abschlüsse von neuen Ausbildungsverträgen im Gastgewerbe um rund neun Prozent rückläufig seien, es im Bereich Neuwied aber eine Steigerung gegeben hätte, jedoch „es ist noch viel Luft nach oben“, so Neudecker.

Flexible Arbeitszeiten und Vorzüge anbieten
Woran liegt es, dass sich so wenige für den Bereich Hotellerie und Gastronomie entscheiden? Liegt es an den Arbeitszeiten, oder den Standorten des jeweiligen Gastgewerbes?

Ja und Nein so Odette Freytag, Geschäftsführerin des „Hotel zur Post“ aus Waldbreitbach: „Viele haben immer noch die vorgefasste Meinung, dass im Bereich der Gastronomie und Hotellerie ein 12 bis 13 Stunden-Tag normal sei, dies ist schon lange nicht mehr der Fall, auch in unserem Bereich hat sich bezüglich der Arbeitszeiten einiges getan“. „Man kann und muss flexibel reagieren können und darf die Belange der Arbeitnehmer nicht außeracht lassen“ so Freytag. Neben den Arbeitszeiten spielt auch die Lage eine nicht unerhebliche Rolle. Im ländlichen Bereich ist es schwieriger Auszubildende zu gewinnen, aber durch flexible Arbeitszeiten und entsprechende Angebote für die Arbeitnehmer kann und wird es durchaus reizvoll im Bereich Gastgewerbe zu arbeiten, weiß Freytag zu berichten. Warum nicht Auszubildenden den Führerschein finanzieren, oder ihnen eine Arbeitsstätten nahe Unterkunft zur Verfügung stellen? Nur zwei von vielen denkbaren Möglichkeiten.

Module für die Personalgewinnung und Personalbindung
Um diesem in teilen negativen Trend in Punkto Personalgewinnung und Bindung entgegenzuwirken hat die IHK Koblenz in Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region „HOGA NEXT“ (nächste Generation im Hotel- und Gastgewerbe) ins Leben gerufen. IHK Tourismusreferent Christian Dübner stellte die Kampagne mit ihren Modulen vor. Ab dem 27. Februar sollen bis Ende April bei verschiedensten Veranstaltungen an den verschiedensten Orten die sieben Module interessierten Arbeitgebern aus dem Bereich Hotellerie und Gastronomie vorgestellt und mit ihnen gemeinsam an der Umsetzung und der Weiterentwicklung gearbeitet werden. Ziel soll es sein, wieder mehr Personal gewinnen zu können. Jörg Germandi, Geschäftsführender Gastgeber des Food Hotels, „wir müssen die Unternehmer wieder dazu bekommen, dass sie für ihren Betrieb und das Gastgewerbe brennen und nicht nur die nackten Zahlen sehen“.

Unter anderem wird es Infos aus der Praxis für die Praxis geben, um einen regen Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen zu ermöglichen, so Dübner. Erfolgsmodelle aus dem Gastgewerbe anderen zeigen und Mut machen die notwenigen Schritte zu gehen.

Einer, wenn nicht der wichtigste Punkt wird die Gewinnung von neuen Auszubildenden sein. „Nicht der Bewerber bewirbt sich bei mir für eine Ausbildungsstelle, sondern ICH bewerbe mich bei ihm, dass er bei mir eine Ausbildung machen möchte“, so Food Hotel Chef Germandi. „Der Mensch muss im Vordergrund stehen und dabei darf man nicht nur auf Noten achten“, so Germandi weiter. Auch Odette Freytag hat einen ähnlichen Ansatz, „man kann auch einen Arbeitsplatz um den Arbeitnehmer herum bauen, denn somit habe ich einen motivierten und engagierten Mitarbeiter, der über viele Jahre mit uns gemeinsam mit Spaß bei der Arbeit ist“.

Auch spielt die Digitalisierung mit all ihren Möglichkeiten für die Entwicklung und den Ausbau des Gastgewerbes, sowohl positiv als auch negativ eine wichtige Rolle. Online ein Hotelzimmer oder einen Tisch buchen zu können, ist heute Normalität. Die Kehrseite sind die hohen Ausfälle und Stornierungen. Werben entsprechende Plattformen mit kostenlosem Storno, stellt das die Unternehmen hier vor Ort vor nicht kalkulierbare Risiken. „Nur belegte Zimmer und Tische bringen Geld“, so Odette Freytag. Auch der Gast als solches sollte sein Denken und Handeln anpassen und nicht nur fordern, hörte man zwischen Zeilen heraus.

Wir alle sind eine Familie und ein Team
Was man aber aus allen Bereichen mehr oder weniger bemängelt, ist die Flut an Gesetzen und Vorgaben, die es den Unternehmen in Teilen mehr als erschwert, da gibt es Bestimmungen, die einem das Führen einfach erschweren statt es zu erleichtern, man kann nicht gemeinsam mit seinen Arbeitnehmern im Team arbeiten, sondern muss sich dem ganzen Papierkram widmen. „Wir sind eine Familie und ich bin nicht nur die Chefin oder der Chef, sondern ein Teil des Ganzen, denn ich habe den Beruf vor Jahren erlernt, um Menschen etwas Gutes tun zu können, weil es mir einfach Spaß macht und ich in meinem Beruf voll aufgehe, bestätigen Freytag und Germandi übereinstimmend. Da sind die staatlichen Vorgaben mehr hinderlich, als das sie helfen.

Was macht einen guten Arbeitgeber aus?
Odette Freytag und Jörg Germandi haben da eine ganz klare Ansicht. Der Mensch muss wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden, man muss ihm Möglichkeiten bieten, neben dem Berufsalltag wieder mehr für sich tun zu können, dies gilt auch und oder im Besonderen für Bewerber, so Jörg Germandi, nicht nur auf die Noten schauen, sondern im Menschen etwas sehen, ihm die Chance und die Möglichkeit geben etwas bewegen, leiste und erreichen zu können. „Während der Ausbildung haben wir nicht nur die Aufgabe Wissen für das weitere Berufsleben zu vermitteln, sondern wir haben die Möglichkeit Menschen die Chance der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu ermöglichen.“

Alle Informationen rund um das Thema HOGA NEXT findet man hier.
Eckhard Schwabe

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